Ein Blick auf die Tierwelt zeigt, dass nahezu alle Tiere, insbesondere Tierkinder, spielen. Eichhörnchen, Hunde, Katzen, Fische und Vögel. Aber keiner spielt so intensiv wie der Mensch. Es ist zu beobachten, dass bei keinem Tier der Spieltrieb so ausgeprägt ist wie beim Menschen.
Das Spielverhalten mag zunächst ineffizient und sinnlos erscheinen. Hinter dem evolutionären Spieltrieb steckt jedoch mehr, als man zunächst denken mag. Das oft Kindern zugeschriebene Spielen, ist auch für Erwachsene von starker Relevanz. Die Bezeichnung Spieltrieb wird der Trieb- und Instinkttheorie zugeordnet. Es handelt sich demnach um ein Sozialverhalten, das bei Säugetieren angeboren ist und vor allem während der Kindheitsphase auftritt.
Warum ist spielen wichtig für uns?
Fangen wir als Kind an zu spielen, testen wir unsere sozialen, psychischen und physischen Grenzen aus und lernen Gruppenhierarchien kennen. Außerdem gibt uns die Simulation einer Spielwelt oder das Hineinschlüpfen in eine andere Rolle die Möglichkeit, eine andere Perspektive kennenzulernen und über uns selbst zu reflektieren. Das hilft uns bei unserem lebenslangen Sozialisationsprozess. Dieser wird definiert als der „Prozess, durch den in wechselseitiger Interdependenz zwischen der biopsychischen Grundstruktur individueller Akteure und ihrer sozialen und physischen Umwelt relativ dauerhafte Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsdispositionen entstehen“.
Das Spielen bietet uns also eine Möglichkeit, in eine andere Rolle zu schlüpfen und dadurch unsere psychischen und körperlichen Fähigkeiten kennenzulernen und auf die Probe zu stellen. Es bereitet uns in einer spielerischen Form auf ernste Alltagssituationen, indem wir Fähigkeiten erlernen, die wir später zum Überleben brauchen. Experimente mit kleinen Kätzchen haben bewiesen, dass sie auch jagen konnten, wenn sie vorher nie gespielt haben. Jedoch waren jene Katzen länger als Einzelgänger unterwegs. Das zeigt also, dass Spielen mit anderen Menschen auch sämtliche Fähigkeiten fördert, die auf sozioemotionaler Ebene benötigt werden.
,,Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.‘‘ lautet ein berühmtes Zitat von Friedrich Schiller. Das heißt also, dass der Mensch die Spielsituation nutzen kann, um Gefühlsdefizite und Bedürfnisse auszugleichen. Im Gegenschluss würde das bedeuten, dass der Mensch, der nicht spielt auch nicht frei sein kann und dadurch bestimmte Gefühle anstauen oder unterdrücken muss. Studien konnten zeigen, dass Gefühle wie Aggressionen und Hass auf Spieldefizite in seiner vergangenen Entwicklung zurückzuführen sind.
Durch das freiwillige Spielen kriegen wir in unserer lebenslangen Entwicklung die Möglichkeit, durch Fehlversuche und Irrtum zu lernen. Deshalb ist es gerade im frühen Kindesalter umso wichtiger, frei zu spielen, um implizit essentielle Kenntnisse über das Leben zu erlangen. Implizit bedeutet hier, dass Lernziele und Intentionen nicht explizit angesprochen werden, sondern während der Aktion geschehen. Dieses Lernen wird aus wissenschaftlicher Sicht als nachhaltiger und intensiver verstanden.
Und was ist nun Sport?
Seit dem frühen 20. Jahrhundert hat sich Sport zu einem umgangssprachlichen, weltweit gebrauchten Begriff entwickelt. Unter dem Begriff des Sports werden verschiedene Spiel-, Geschicklichkeits- und Wettkampfformen gefasst, die mit körperlichen Aktivitäten des Menschen in Zusammenhang stehen. Bis heute lässt sich jedoch keine präzise Abgrenzung zu ähnlichen Begriffen finden und oft ist das Verständnis von Spiel, Sport und Wettkampf schwer differenzierbar.
Es scheint offensichtlich, dass sich Sport in seiner heutigen modernen Form aus dem Bewegungsdefizit der technologisierten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts entwickelt hat. Jedoch liegen die Wurzeln des Sports weiter zurück.
Eine der essenziellen Unterschiede zwischen Sport und Spiel ist, dass Sport unter stärkeren Regeln und Rahmenbedingungen als das Spielen an sich steht. Sport kann man üben, Spielen nicht. Demnach bietet Sport die Möglichkeit, körperliche Leistungen messbar zu machen und gegen andere Mitstreiter anzutreten. Außerdem bietet Sport oft einen spektakulären Charakter, der auch für Zuschauer interessant ist. Blickt man einige Jahrtausende zurück, lässt sich nachweisen, dass schon bei den Römern und den alten Chinesen Vorformen von heutigen Sportarten wie Leichtathletik, Boxen und Fußball existieren. Diese waren jedoch meist von gröberem Charakter, weshalb teilweise auch schwerwiegende Verletzungen und Tod in Kauf genommen wurden.
Wer sollte nun Spielen und wer sollte Sport treiben?
Zusammenfassend kann ich behaupten, dass Spielen zu den menschlichen Grundbedürfnissen zählt. Daher sollte dieses auch in seinem individuell vollen Umfang ausgeübt werden, um psychische Dysbalancen auszugleichen und eine ganzheitliche Entwicklung zu fördern. Gerade in der frühkindlichen Entwicklung scheint es wichtig, das Leben auf spielerische Art und Weise kennenzulernen, um sich durch Fehler, Irrtum und Versuche lebensnotwendige Fähigkeiten anzueignen. Aufgrund der oft unbegründeten Betrachtung von Spielen im Sinne von ‚Das ist doch was für Kinder!‘ sehen wir uns im Noch3 als Botschafter für freies Spielen und kreative Bewegung. Besuche doch gerne unseren Flow-Kurs, um deinen Körper und Geist auf eine spielerische Art und Weise zu erforschen und kreative Bewegungsansätze kennenzulernen oder unseren MovNat-Kurs um wieder zu erfahren, wie du mit deinem überhaupt spielen kannst.