Artikel, die erläutern, dass Kettlebelltraining ja ach so funktionell und ach so effektiv sei gibt es mittlerweile zu Hauf (und ich werde vielleicht auch noch mal einen schreiben ;-)).
Von den meisten Autoren wird die Kettlebell dabei in den Himmel gelobt. Als ein Tool, dass ein ganzes Fitnessstudio ersetzen könnte. Als der heilige Gral des Trainings. Größtenteils maßlos verklärt, teils aber auch berechtigt. Könnte so eine Kugel ein Fitnessstudio ersetzen, gäbe es keine Fitnessstudios. Für jemanden, der sich nicht mit Bewegung auseinandersetzen will, sind solche Geräteparks genau das richtige. Für einen Bodybuilder, der gezielt einzelne Muskeln trainieren möchte, wird eine Kettlebell auch nicht das Mittel der Wahl sein. Und eine „Funktionelle Fitness“ (der Begriff ist ohnehin super schwammig) lässt sich auch auf vielen anderen Wegen erreichen. Das Kettlebelltraining ist keiner anderen Trainingsmethode und keinem anderen Gerät überlegen, weil die Auswahl eben spezifisch für die individuellen Ziele erfolgen muss. Trotzdem ist eine Kettlebell für sich geil! Weil unkompliziert. Man nehme eine Eisenkugel und ergänze sie durch einen Henkel. Fertig. Schlichtheit. Minimalismus, in Form eines Trainigsgeräts.
Ich mag die Robustheit der Kettlebell. Irgendwie strahlt sie russischen Drill und Härte aus. Mit ihr zu trainieren fühlt sich ein bisschen an, wie durch die Wälder Sibiriens zu laufen, durch saukalte Flüsse zu schwimmen und sich mit Bären zu prügeln. Mir tut das gut, ich mag es, mich „abzuhärten“. Ich weiß, dass das ein bisschen albern und nach Macho- Attitüde klingt. Ich sehe das allerdings gar nicht als ein Männlichkeits-Ding*, vielmehr als ein Menschlichkeits-Ding!
Mit unserem modernen Lifestyle und unserer Komfortgesellschaft haben wir uns sehr weit von einem artgerechten Leben entfernt. Existenzielle Probleme kennt fast niemand mehr von uns. Und das ist auch gut so, wir sollten dankbar dafür sein. Stattdessen nehmen wir den Luxus aber als selbstverständlich hin und verlassen uns auf den Komfort. Das hat uns abhängig gemacht. Wir sind weich und jammern über unsere Luxusprobleme. Uns fehlt ein Maß für echte Probleme, für echte Ängste. Natürlich wird die Kettlebell nicht unsere Gesellschaft heilen können. Aber das Training mit ihr macht zäh. Und vielleicht ist ein bisschen mehr Zähigkeit ein kleiner Schritt in Richtung wieder mehr Mensch-Sein.
Das Training mit der Kugel ist allerdings nicht einfach nur brutal, sondern kann wirklich viel Spaß machen! Man lernt dabei neue Bewegungsmuster, feilt daran, die Bewegung wird immer schöner.
Die Kettlebell vereint Krafttraining mit technischer Komplexität (fast vergleichbar mit Olympischem Gewichtheben). Eine gute Technik ist Voraussetzung für Effizienz und die Vermeidung von Verletzungen. Und fühlt sich einfach extrem geschmeidig an. Wer sich einmal wochenlang frustriert mit dem Kettlebell Clean herumgeschlagen hat und dann zum ersten Mal erleben darf, dass die Kugel sanft in einer flüssigen Bewegung mit dem Unterarm zu verschmelzen scheint, anstatt wie vorher schmerzhaft dagegen zu donnern, weiß, wie sich Befriedigung anfühlt!
Klar, auch einfaches Krafttraining kann Spaß machen, ist aber kein Vergleich dazu eine Runde mit der Kugel zu tanzen.
Der Technikaspekt birgt jedoch auch einen großen Nachteil: es ist verdammt schwierig sich eine gute Technik autodidaktisch beizubringen. Und damit habe ich perfekt übergeleitet zur Werbung:
Ab Mitte Juni starte ich Samstagnachmittag einen Kettlebellkurs für Einsteiger! Dabei werde ich alle Interessierten angepasst an deren Leistungsniveau an die beiden Grundübungen „Turkish Get Up“ und „Kettlebell Swing“ heranführen. Wenn du jetzt also Lust bekommen hast, gegen Bären zu kämpfen oder lernen möchtest, Gewichte geschmeidig durch die Gegend zu schwingen, bist du herzlich eingeladen, die heiligen Hallen des Noch3 aufzusuchen.
* männlicher Chauvinismus ist nämlich peinlich
Viel Erfolg bei deinem Einsteigerkurs, Simon. Und dass es kein „Männlichkeitsding“ ist mit der Kugel zu arbeiten, haben wir Mädels beim Fortgeschrittenen Kurs mit Pia ja schon oft genug bewiesen. ;-))